Rachmaninovs koreanische Klavierkonzerte
Sergej Rachmaninov gab noch vor 55 Jahren selbst Klavierabende. So lange ist das gar noch nicht her. Sein Umherziehen in der ganzen Welt, teils aus der politischen Not heraus, teils aus eigenem Antrieb, kennzeichnet seine Musik: Sie ist tiefgründig. Sie vereint die russische Seele mit dem ?american way of life³. Die vier Klavierkonzerte von Sergej Rachmaninov und seine Rhapsodie über ein Thema von Paganini zeichnen dieses abwechslungsreiche Leben nach. Sie sind jetzt auf drei CDs mit dem Moskauer Radio Symphonie Orchester erschienen. Der Solist paßt von seiner Lebenswelt her zu diesen Aufnahmen. Der Koreaner Kun-Woo Paik verließ seine Heimat, um in New York Klavier zu studieren. Heute lebt er in Paris und konzertiert weltweit. Zusammen mit den russischen Musikern aus Moskau schließt er einen Kreis. Es ist eine Art Heimkehr Rachmaninovs, nicht ohne die vielen Erfahrungen und Leiden mit einzubringen. Das Klavier ist in den Orchesterklang mit eingebunden. Der Pianist brilliert nicht als amerikanischer Star, aber er ordnet sich nicht vollständig unter. Kun-Woo Paik gelingt mit seinem Spiel die Mischung, die Rachmaninov am ehesten gerecht wird. Und das Radio Symphonie Orchester Moskau unter der Leitung von Vladimir Fedoseyev hat ebenfalls seine Hausaufgaben gemacht und Rachmaninov verinnerlicht. Keine der Instrumentengruppen dominiert den Klang. Pauker und Percussion führen kein Schattendasein, die Blechbläser können sich an den geeigneten Stellen durchsetzen. Keinesfalls sind die Konzerte streicherlastig, auch wenn die Kontrabässe manchmal in den Pizzikatopassagen zur Percussiongruppe überlaufen. Trotzdem geben die Geigen dem Gesamtklang die notwendige Wärme und verschmelzen all die Musik gewordenen Freuden und Leiden von Sergej Rachmaninov. Diese CDs setzen sich von den Klischees ab. Es ist kein russische Schwulst, es klingt nicht nach amerikanischem Pomp. Die Vorteile auch einer geistigen Globalisierung treten hier zutage: knapp drei Stunden Ohrenschmaus.(BMG)