Lieder ohne Worte
Kann ein Klavier sprechen? Diese Frage kann jeder beantworten. Murray Perahia beweist mit seiner neuen CD das Gegenteil. Ausgehend von den ?Liedern ohne Worte³ von Felix Mendelssohn gestaltet er sein Programm mit Busoni-Bearbeitungen von Chorälen von Johann Sebastian Bach und Liszt-Bearbeitungen von Schubert-Liedern, das eine unvergleichliche Ruhe ausstrahlt. Jedes Wort wäre zuviel - jeder Ton erzählt bereits Geschichten. Ob ?Nun komm, der Heiden Heiland³, ob ?Auf dem Wasser zu singen³ oder der ?Erlkönig³ jedes Lied ist ein Highlight. Jedes Stück leuchtet, aber keines blendet. Perahia war mehrere Jahre ans Krankenbett gefesselt. Mit Partituren hielt sich der Musiker über Wasser. Seine Erkenntnis dieser Jahre ist einfach und bedrückend zugleich: ?Verstehen ist besser als üben³. Was er daraus macht, geht freilich ohne Übung nicht. Murray Perahia spielt brillant, die Töne kugeln sich nur so, sie perlen glitzernd. 66 Minuten harte Arbeit klingen so mühelos, so unendlich leicht. Er kehrt sein Innerstes nach außen, er offenbart seine Seelenleben. Perahia bannt seine Hörer; er schlägt einen Ton an und die Funken springen gleich dutzendweise über. Künstler, Programm, Interpretation, Klavierklang, Covergestaltung - diese CD ist beispiellos groß.
Songs without words, Klavier: Murray Perahia, sony sk 66511