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Unterwegs mit meinem Sparschwein

Siegfried Friedrich steckt sich vor seiner Hütte die erste Pfeife in diesem Jahr an. Foto: Tim Birkner

1. Juli 2008

Vor Jahren schenkte mir meine Schwester ein Sparschwein. Nein, nein, nicht so ein neckisches kleines Ding für das schmale Regalbrett, sondern die XXL-Ausgabe. Keine Ahnung, wo sie das aufgetrieben hat. Vielleicht im Getränkemarkt, denn der Bauchumfang des Keramiktierchens erinnert stark an ein 5-Liter-Fässchen. Ich postierte das Sparschweinefass auf der Hutablage meiner Garderobe und füllte es in unregelmäßigen Abständen mit allerhöchstens 50-Cent-Münzen. Letzte Woche fand ich, es sei des Fütterns nun genug und wuchtete unter großen Mühen das Schwein in meinen größten und stabilsten Einkaufskorb. In der folgenden Nacht träumte ich von den Weltspartagen meiner Kindheit, an denen ich einst mit den kleinen und kleinsten Brüdern meines Schweines zur Sparkasse geeilt war. Zwei nette Bänker zählten lächelnd meine Münzen, mein Sparbuch war um 26 Mark 74 reicher und ich stolz wie Oskar. Am nächsten Morgen schleppte ich meinen Korb schwer atmend zur Bankfiliale um die Ecke. Ein netter Bänker schüttelte den Kopf. Er habe keine Zählmaschine und sei allein in der Filiale. Mit Rücksicht auf andere Kunden könne er ein so monumentales Werk wie das Zählen meiner Münzen nicht beginnen. Ich bat ihn, mein Schwein wenigstens kurz zu hüten und holte mein Auto. Den Schweinekorb schnallte ich auf dem Beifahrersitz fest und fuhr zur nächst größeren Filiale. Zwei nette Bänker schüttelten den Kopf. Das schaffe ihre Zählmaschine auf keinen Fall und weil es eine Zählmaschine gebe, müssten sie diese benutzen und dürften selbst wenn sie wollten nicht von Hand zählen. Immerhin hielt mir einer die Tür auf, als ich ging. Ich wuchtete den Korb wieder ins Auto und fuhr zur Hauptstelle. Ein netter Bänker am Schalter grinste. "Entweder nehmen Sie mir jetzt dieses Sparschwein ab oder ich löse alle meine Konten bei Ihnen auf", keuchte ich. Er grinste weiter und sagte: "Kein Problem. Die große Zählmaschine ist im Keller. Ich bringe Sie hin. Wir müssen nur einen kleinen

Umweg machen, es wird renoviert."

Christa Burkhardt

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