25. August 2012
Burgkunstadt - Harald Metzner (44) ist Gruppenführer bei der Freiwilligen Feuerwehr in Burgkunstadt. „Wir sind dankbar für jeden, der zu uns kommt. Der Nachwuchs ist das A und O.“ Seine beiden Söhne Sebastian (10) und Philipp (12) hören das, wissen aber selbst noch nicht, ob sie wirklich zur Feuerwehr gehen werden. Bei den Metzners wären sie die vierte Generation, die sich für andere einsetzt. Der Großvater und auch der Vater von Harald Metzner waren ebenfalls bei der Feuerwehr in Burgkunstadt.
Er sieht, dass der Nachwuchs weniger wird, aber auch besser: „Die Jugendlichen heute sind echt fit. Oft sind sie besser als wir Alten.“ Wenn die Kinder schon mit vier Jahren in den Sportverein gehen und dann vielleicht noch ein weiteres Hobby haben, ist es schwer, sie mit zwölf für die Feuerwehr zu begeistern. Ebenso schwer ist es, Zugezogene vom Ehrenamt zu überzeugen. „Die haben alle ihre Familien, ihren Job, da ist für die Feuerwehr oft kein Platz mehr.“ Dabei gibt es ein Argument, das in der Familie immer herhält, wenn der Piepser geht und Harald Metzner zum Einsatz gerufen wird. „Und was ist, wenn es bei dir brennt und keiner zum Löschen kommt?“, fragt seine Frau Sabine.
Sie bekommt es hautnah mit, wenn plötzlich ihr Mann weg ist. „Inzwischen hat schon jeden Feiertag einmal erwischt“, sagt Harald Metzner, „Geburtstagsfeiern in der Familie ebenso wie die Weihnachtstage.“
Das sind natürlich Einsätze, an die er sich besonders erinnert. Nicht nur wegen des besonderen Tags. Drei Tage vor Weihnachten 2007 kam der dreijährige Vincent in Weismain bei einem Hausbrand ums Leben. Das sind Einsätze, die man niemals vergisst. Wegen des Kindes, wegen Weihnachten. „Besonders schwer ist es, wenn man die Leute selbst kennt.“
Dann versucht Metzner, das Erlebte zu verarbeiten. „Ich bin der Typ, der das lieber selbst macht“, sagt er. Dennoch sei das Angebot gut, mit Notfallseelsorgern sprechen zu können. Bei den schweren Unfällen dauert es dann schon mal einen Tag, bis er wieder einen klaren Kopf hat. Die Familie nimmt ihn dann ein wenig abwesend wahr.
Doch die schweren Unfälle haben in den vergangenen Jahren abgenommen, beobachtet Metzner. Heute sind es dafür mehr technische Hilfestellungen oder zum Beispiel Drehleitereinsätze, bei denen Patienten aus oberen Stockwerken gehoben werden. „Für die Patienten ist das oft die angenehmste Lösung“, sagt Metzner. Alles in allem sind so im vergangenen Jahr rund 100 Einsätze zusammen gekommen. 100 Mal ehrenamtlich Hilfe für andere.
Bis zu 100 Mal wird er von seinem Arbeitsplatz bei der Maschinenfabrik Karl Eugen Fischer gerufen – immer dann, wenn er gerade im Dienst ist. Sechs Feuerwehrkollegen arbeiten dort, der Arbeitgeber unterstützt seine Mitarbeiter bei ihrem Einsatz für die Allgemeinheit. „Die sind sehr kulant. Obwohl die Stadt Burgkunstadt für den Arbeitsausfall aufkommen müsste – unser Chef stellt das der Stadt nicht in Rechnung.“
Aber auch für ihn persönlich ist die Feuerwehr eine Stütze. Wenn er zum Beispiel nach einem Einsatz noch mit ein paar Kameraden sitzen bleibt. Zum Zusammenhalt gehören natürlich auch die Feste und als Mitglied im Ausschuss plant Metzner viele Feiern selbst mit. Er schätzt die Kameradschaft auch über den Einsatz und die Feste hinaus. Wenn es jetzt in der Ferienzeit hinaus zu Ausflügen geht, dann sind es oft drei bis vier Feuerwehrfamilien, die ihre Freizeit mit Frauen und Kindern zusammen verbringen.
Es bleibt ihm - wie vielen Feuerwehrleuten - der Wunsch, auf mehr Akzeptanz zu stoßen. „Wenn wir mitten in der Nacht mit Blaulicht und Martinshorn ausrücken, und die Menschen sich beschweren, dass es zu laut ist, wünsche ich mir einfach mehr Anerkennung – schließlich tun wir das für die Allgemeinheit.“
Tim Birkner