10. August 2009
Achtung! Meine rote Altworttonne läuft über. Und die meines Nachbarn übrigens auch. Ich war nur einmal kurz als Mitfahrer unterwegs und kann mich vor lauter Achtung! Nicht mehr retten. Ein Fall für die Tonne. Achtung, was eigentlich? Ich kenne Achtung Klappe oder Achtung Baustelle oder Achtung spielende Kinder. Aber nur Achtung, sonst nichts? Und nicht nur ein Achtung, sondern ein Achtung, Achtung, Achtung? Die Stimme hat sich in jedes Gespräch eingemischt - Achtung. Ich war nicht nur Beifahrer, der soll ja bekanntlich zu allem, was den Verkehr und Fahrstil betrifft am besten die Klappe halten. Ich saß auch noch hinten. Da ist man besser noch stiller. Alle paar Meter Achtung. Und dann meist gleich wieder Achtung. Wir glitten durch den Verkehr, es war für mich nichts zu sehen, was eines Achtungs bedurft hätte. Die Strecke war einfach, trotzdem lief das Navi. Der Pfeil geradeaus - Achtung. Irgendwann habe ich es dann doch nicht mehr ausgehalten und gefragt, was dieses Achtung denn soll, weit und breit sei nichts zu sehen. Er brauche gar kein Navi, erklärte mir der Fahrer, es sei nur eine Verordnung seines Schwiegersohns, der er Folge leiste. Mir rutsche ein „Alle Achtung“ raus. „Immer wenn ich zu schnell fahre, ermahnt sie mich“, sagte er und meinte die langsam nervende Stimme mit dem Achtung. Sie schien den Fahrer nicht weiter zu stören. Ich war jedenfalls schneller als gedacht wieder zuhause, und entsorgte diese Achtungs gleich fachgerecht. Mein Nachbar hat übrigens gesagt, ich darf seine rote Altworttonne mitbenutzen, falls meine mal nicht ausreichen sollte - ich soll mich nur nicht erwischen lassen.
Tim Birkner