14. September 2009
Jetzt sind die Sommerferien gerade mal so vorbei, und es beginnt die Vorweihnachtszeit. Ein Fall für meine Altworttonne. Da hole ich die Post und die ersten bunten Prospektchen haben schon einen tannennadelgrünen Rand, goldene Schrift und künden von „neu eingetroffenen“ Lebkuchen. Vorweihnachtszeit, welch ungelenker, steifer Begriff. Üblicherweise kommen solche Prügel von Wörtern ja aus den Amtsstuben, hier kommt die Vorweihnachtszeit aus irgendwelchen Werbebüros. Die brauchen ja einen Begriff dafür, dass sie mir schon Mitte September bei 21 Grad Glühwein andienen möchten, mit Spekulatius und Lebkuchenherzen. Als ob es nur drei Jahreszeiten gäbe: Frühjahr, Sommer und die Vorweihnachtszeit. Am kommenden Wochenende ist in Lichtenfels wieder Korbmarkt. Man stelle sich die Korbstadtkönigin Jana I. vor, wie sie an einem tannennadelumsäumten Pult zu den Menschen spricht, die Bürgermeisterin nicht das Bier ansticht, sondern feierlich den Deckel eines Glühweintopfes öffnet. Und Schirmherr Karl-Theodor zu Guttenberg prostet dann mit einer dampfenden Tasse Kinderpunsch dem Volk zu – schließlich hat er ja noch mehr Termine und verzichtet auf Alkohol. Und als Dankeschön bekommt er ein paar Herzen, Brezeln und Sterne aus Lebkuchenteig in einem Körbchen für die Fahrt mit. Immerhin fehlen auf der vorweihnachtlichen Anpreisung noch die Zweige, Kerzen und Engelchen. Aber das hat bestimmt auch seinen Plan. Mitte September Gold und Dunkelgrün, Mitte Oktober dann die Kerzen und Zweige dazu und ab Mitte November singen spätestens die Engelein. 14 Wochen Lebkuchen und Glühwein. Diese Vorweihnachtszeit knicke ich, damit sie in die rote Altworttonne passt. Bein Reinstopfen brechen mir noch zwei Ecken ab und fallen daneben. Fast trete ich auf das wei und der Wind will das nacht wegblasen. Ich denke mir nur „Auwei“ – und „gute Nacht“.
Tim Birkner