GEMÜNDA - Menschen, wie die elfjährige Anna Jöchner, die am Kinderspielplatz der Kommission erzählt, was für Kinder in Gemünda getan wird, und was Kinder hier tun. Zum Beispiel am Wohnort in die Schule gehen, ohne einen Schulbus zu brauchen. Zum Beispiel sich im Kindergarten bereits mit der Mohnbiene beschäftigen, dem Wahrzeichen Gemündas. Nur an zehn Orten in ganz Deutschland ist das Tierchen noch zuhause - in Gemünda fühlt es sich wohl.
Wie die Menschen, deren Garten und Haustüren offenstehen. Und wenn ein älteres Ehepaar in der Tür zögernd dem Tross aus Kommissionsmitgliedern und Einwohnern nachschaut, ruft ihnen einer zu: "Uns fehlen genau noch zwei, kommt doch mit." Und die beiden kommen mit.
So funktioniert die Dorfgemeinschaft, in der auch die Kirche mit eingebunden ist. Die Flächen um die Kirche möchte die Pfarrerin Kathrin Neeb, möchte die Dorfgemeinschaft wieder beleben. Sie sahen schön aus - aber wurden nicht genutzt. Da entsteht gerade der Ort der Begegnung vor der Kirche, der Ort des Feierns im ehemals privaten Pfarrgarten und der Garten der Sinne hinter der Kirche. Als Gemünda auf Bezirksebene geprüft wurde, hing ein Plan an einer Pinnwand - eine Vision. Als gestern die Kommission des Landesentscheides vor Ort war,
sah sie eine Baustelle. "Gehen Sie ruhig mal durch und stellen sich vor, wie der Garten mal aussehen wird", forderte die Pfarrerin auf und alle folgten: Die 13-köpfige Kommission, der Landrat, Karl Zeitler, der ehemalige Bezirkstagspräsident Edgar Sitzmann, die Bürgermeister Hendrik Dressel und Carsten Höllein und bestimmt 100 Bürger aus dem Dorf. Im Garten der Sinne sollen die Gemündaer Paten für die Pflanzen werden. "Den Flieder will ich spendieren", solche Reaktionen bekommt die Pfarrerin. Der Bürgermeister fasst das zusammen: "Die Bürger zeigen Engagement. Sie warten nicht darauf, dass die Stadt oder der Staat etwas tut - sie tun selbst etwas."
Zum Beispiel legen sie selbst fest, dass sie keine Baugebiete auf der grünen Wiese wollen, damit der Ortskern gestärkt wird. Und dort investieren sie, beleben alte Häuser, schaffen Arbeitsplätze, wie die Kunststoffzerspanung von Marcus Schweizer. 40 Arbeitsplätze mitten im Zentrum. Zum Beispiel bitten sie die Stadt gemeinschaftlich, keine Nahversorgungszentren auszuweisen, damit Aldi, Lidl & Co nicht ihre vorhandenen Strukturen kaputt machen. "An drei Orten gibt es jeden Morgen frische Brötchen", sagt zum Beispiel Philipp Großkreuz, der mit seiner Großmutter einen Edeka-Laden führt. Doch der Laden hat noch mehr: "Wir haben auch Gummistiefel. Alle Größen. Gut und günstig."
Die Liste der Innovationen lässt sich fast beliebig fortsetzen: Die Initiative Rodachtal, der Kultursommer, die Veranstaltungsorte, das Engagement bei den Gemündas in Europa, die regenerativen Energien für Strom und Wärme. All das sind Ideen und Projekte, die ohne einen Zusammenhalt im Dorf, ohne eine Gemeinschaft, die zueinander hält, nicht denkbar wären. All das imponierte der Kommission, die nun entscheiden muss, welche vier der 21 Dörfer in Bayern eine Goldmedaille bekommen. Landwirtschaftsminister Josef Miller wird das Ergebnis am kommenden Montag bekannt geben. Dann heißt das Ziel Bundesgold.