10.03.2007
SESSLACH ? Hendrik Dressel (53) ist seit 1984 Bürgermeister in Seßlach. Der studierte Landwirt sitzt seit der Gebietsreform 1978 für die Freien Wähler im Stadtrat und möchte im kommenden Jahr gerne wiedergewählt werden.
In einem Jahr ist Kommunalwahl. Die Bürger entscheiden dann für die nächsten sechs Jahre, wer in den Stadtratrat gewählt wird. Was wird in Ihrer Gemeinde bis dahin noch angepackt? Was wollen Sie als Bürgermeister in jedem Fall noch fertig bringen?
Das Schlüsselprojekt für die kommenden Monate ist die Teilumgehung von Seßlach. Sie führt vom alten Bahnhof über die ehemalige Bahntrasse ins Industriegebiet. Die denkmalgeschützen Brücken halten den Schwerlastverkehr nicht länger aus. Diese neue Straße entlastet die Altstadt und ist Teil einer möglichen Gesamtumgehung.
Der zweite Schwerpunkt ist die Innenstadtentwicklung in Seßlach und in den Ortsteilen. Wir brauchen Nutzungskonzepte für die Leerstände im Inneren anstatt immer neuer Baugebiete am Ortsrand. Das können zum Beispiel kleine Wohneinheiten sein, die barrierefrei für Behinderte oder Senioren nutzbar sind. Wir wollen damit dem demografischen Wandel aktiv begegnen. Die Menschen wollen im Alter nicht mehr jeden Samstag 1000 Quadratmeter Rasen mähen, sondern ihre Versorgung in Laufweite wissen. Dafür suchen wir nun Partner ? öffentliche oder private ?, die das mit der Stadt anpacken. Dann stehen natürlich unsere Pflichtaufgaben an, dazu gehört vordringlich die Kanalisation in Setzelsdorf und Lechenroth. Und wir wollen mit Unter- und Oberelldorf in die Dorferneuerung hinein.
Wie versuchen Sie Ihre Arbeit als Bürgermeister von der des Wahlkämpfers zu trennen?
Einen Wahlkampf wie für Land- oder Bundestag wird es in Seßlach nicht geben. Wenn ich nominiert werde, was ich mir wünsche, werde ich die Bürger daran erinnern, was alles schon geschehen ist und meine Prioritäten für die Zukunft aufzeigen. Ich mache diese Arbeit nicht für mich, sondern für die Stadt ? und bitte dann die Bevölkerung mich zu bewerten.
Die Wahlbeteiligung sinkt. In Frankfurt gingen beispielsweise nur noch ein Drittel der Wahlberechtigten an die Urne, um ihre Oberbürgermeisterin zu wählen. Was möchten Sie in den kommenden zwölf Monaten tun, damit möglichst viele Bürger zur Wahl gehen?
Auch Seßlach ist keine heile Welt. Aber ich erreiche jedes Jahr 400 Bürger direkt in meinen Bürgerversammlungen. Da informiere ich, was warum gemacht wird und erwarte auch, dass sie ihre Meinung sagen und eigene Ideen einbringen. Die Finanzknappkeit der Stadt hatte da eine positive Wirkung. Wir überlegen gemeinsam, was die Bürger selbst erledigen können. Das Engagement ist gewachsen.
Wie sieht für Sie ein guter und fairer Wahlkampf aus?
Wir machen eine Wahlwerbung. Jeder geht raus und nennt seine Ideen und Prioritäten. Das sollte immer am Wohl der Stadt orientiert sein.