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Hier haben die vier den größten Brocken für ihr Steinmuseum gefunden. FOTO: TIM BIRKNER

Kindergarten Klecks: ?Dann müssen wir nie mehr aufräumen?

Jessica, Nina, Luisa, Noah und Julia zeigen ihre Fundstücke. Die Steine werden im Museum zum Kindergarten-Maibaumfest gezeigt.

27. April 2007

VON TIM BIRKNER

LAUTERTAL - Zur Fastenzeit gab es im Kindergarten Klecks in Lautertal kein Spielzeug. Manche Eltern hatten Bedenken, die 54 Kinder jede Menge Spaß und Ideen, die Erzieherinnen alle Hände voll zu tun.

"Wir sollen das Spielzeug nicht mehr holen", forderte eines der Kindergartenkinder am Ende der Spielzeugfastenzeit. Ihre Argumente klingen schlüssig: "Dann können wir machen, was wir wollen und müssen nie mehr aufräumen. Außerdem können die Erzieherinnen nicht mehr sagen "Nehmt´ halt was aus dem Regal." "

 "Ohne Spielzeug ist es für uns anstrengender", erzählt Andrea Knauer, Leiterin des Kindergartens. Die Kinder müssen mehr miteinander sprechen, entwickeln ihre rhetorischen Fähigkeiten, argumentieren mehr. Plötzlich kann sich kein Kind mehr hinter einem Spielzeug verbarrikadieren, es geht um Ideen: Was machen wir? Was brauchen wir dafür? Wo bekommen wir das her? Die Kommunikation und das Miteinander bekommen eine viel wichtigere Rolle. Knauer nennt die Projekte, die aus den Kinderfantasien entstanden "Kinder-Diplomarbeiten". Eine Wertschätzung ihrer Arbeit, die den Kindern gut tut.

"Die soziale Struktur in der Gruppe ändert sich. Es sind auf einmal auch die Fähigkeiten und Ideen derer gefragt, die sonst eher abseits stehen", beobachtete Knauer, die das Projekt bereits zum dritten Mal nach 2003 und 2005 umsetzte: "Kinder trauern nicht dem Spielzeug nach wie es Erwachsene vielleicht tun würden, sondern überlegen, was sie tun können."

Die Kinder räumten in Kartons, die sie von zu Hause mitbrachten, das Spielzeug in den Keller. Und dann? Dann setzten sie sich in die Regale, versteckten sich hinter Vorhängen oder spielten "Alles ist ausverkauft" mit dem leeren Kaufmannsladen.
"Es gibt mehr Rollenspiele", beobachtete Knauer. Auch spielten plötzlich viel mehr Jungen und Mädchen miteinander. "Spielzeug wird häufig geschlechtsspezifisch benutzt", sagt Petra Kröner von der Kirchlichen Allgemeinen Sozialarbeit des Diakonischen Werkes (KASA), die das Projekt anregte. In der Lego-Ecke sitzen die Jungs, am Maltisch machen sich die Mädchen breit.
Kröner beschreibt die Motivation: "Im Coburger Raum leben 18,8 Prozent der Kinder in Armut, wir wollen die Kinder stärken, ihre eigenen Kräfte kennen zu lernen. Krisen und Ängste wird es immer geben. Und Armut kann heute jeden treffen." Kinder, aber auch Erwachsene, kommen besser mit solchen Lebenssituationen zurecht, wenn sie eine starke soziale und emotionale Kompetenz haben, konfliktfähig sind und eine hohe Frustrations- und Stresstoleranz entwickelt haben. Genau diese Kompetenzen werden durch den spielzeugfreien Kindergarten entwickelt und gestärkt. Diese Fähigkeiten senken später die Suchtgefahr sowohl mit stoffgebundenen Süchten wie Alkohol oder Drogen, aber auch Konsumsüchte oder Verschuldung.

"Vielleicht könnten wir von unseren Kindern auch etwas lernen", meint Elternbeiratsvorsitzende Carolin Wille. "Doch wenn es soweit ist, reagieren wir aus Gewohnheit wahrscheinlich so wie bisher."

 "Mein Kind verkümmert, wenn sieben Wochen lang nicht mit Spielzeug die Feinmotorik trainiert wird", war eine Angst der Eltern. Doch die Kinder haben sich ihre eigenen Trainingsplan zurechtdiskutiert. Ein riesiger Karton wurde in kleinste Schnipsel zerfleddert, um damit zu spielen. Oder die Kinder bauten ein Museum aus Steinen, das auf dem Kindergarten-Maibaumfest eröffnet werden soll.

Das Gros der Eltern stand von Anfang an hinter der Idee. "Wollt ihr euch das wirklich zumuten", fragten sie die Erzieherinnen. Die wollten und haben für 2009 schon eine Fortsetzung versprochen.
Eine Dauereinrichtung wird der spielzeugfreie Kindergarten dennoch nicht werden. "Die Rahmenbedingungen dazu sind einfach grottenschlecht", sagt Kröner. Mit Gruppengrößen von annähernd 30 Kindern sei das nicht machbar, obwohl die Ziele im Bayerischen Erziehungsplan festgeschrieben sind. Ihre Schlussfolgerung: Weniger Geld für Spielzeug und mehr Zeit für Kinder - nicht nur im Kindergarten.


Mit hoher Resilienz durch die Krise

Petra Kröner, Sozialpädagogin bei der Kirchlichen Allgemeinen Sozialarbeit. Foto: Tim Birkner

Was ist eigentlich Resilienz?

Resilienz ist momentan ein großes Thema in der Fachliteratur. Sie bedeutet "psychische Widerstandskraft trotz widriger Umstände". Bei der Stärkung der Resilienz geht es um die vermittlung von Bewältigungsstrategien, mit lebenskrisen oder "Biografiebrüchen" umzugehen. Ein Thema ist dabei die Armut, beziehungsweise die Angst davor. Gerade in der Mittelschicht ist die Angst vor dem verlust des Arbeitsplatzes und vor dem sozialen Abstieg groß. nach einem Jjahr Arbeitslosigkeit sind die Menschen bei Hartz-IV angelangt, das kann sehr schnell gehen.

Wieso sind für Sie Kinder der Ansatzpunkt, wie beispielsweise ebim Projekt spielzeugfreier Kindergarten?

Kinder sind besonders stark von Armut betroffen. Im Raum Coburg leben 18,8 Prozent der Kinder in Armut. Im Bundesdurchschnitt sind es zehn Prozent. Armut kränkt und stresst, da brauchen gerade Kinder unsere Untterstützung. Wir senken damit auch die Suchtgefahr, vermitteln eine Konsumkompetenz, alles, um den Kindern zu helfen, später selbständig mit ihren Lebenssituationen zurecht zu kommen.

Welche Bereiche sollen denn gefördert werden?

Resilienz zu fördern ist ein Lernziel, das im Bayerischen Bildungs- und Erziehungsplan festgeschrieben ist. Es werden zum Beispiel die soziale Kompetenz gefördert, die emotionale Kompetenz, die Selbstwirksamkeit, die Konfliktfähigkeit und die Frustrations- und Stresstoleranz. Kurz: Es geht um ein Miteinander, das wollen wir stärken. Miteinander reden, aich auf gemeinsame Plänne ffestlegen, miteinander Zeit verbringen und füreinander Zeit haben. Aber es geht auch darum, Gefühle zu benennen und damit umzugehen. In Deutschland beobachte ich einen Gefühlsanalphabetismus. Gefühle wie Angst dürfen sein, man darf darüber sprechen und sie zulassen. Das ist nicht nur menschlich, sondern auch notwendig, leider aber bei uns nicht allzusehr verbreitet.

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