VON TIM BIRKNER
COBURG ? MdB Hans Michelbach fordert die Werrabahn als notwendige Zubringerstrecke für einen regelmäßigen ICE-Halt in Coburg. Die Forderung wurde in der Vergangenheit immer wieder vom Fahrgastverband Pro-Bahn erhoben ? und belächelt. Nun sind seine Pläne wieder gefragt. Burkhard Eßig, der Regionalverantwortliche des Fahrgastverbandes, möchte, dass der ICE künftig stündlich in Coburg hält.
?Der Wiederaufbau der Werrabahn ist dafür der Schlüssel?, sagt er der Neuen Presse. Denn nur wenn genügend Fahrgäste den ICE in Coburg benutzen würden, werde die Bahn mit der Inbetriebnahme der ICE-Neubaustrecke auch Coburg regelmäßig anfahren.
Eßig fordert daher, dass die rund 22 Kilometer lange Strecke von Coburg nach Eisfeld zeitgleich zur Neubaustrecke gebaut wird. ?Wir schlagen vor, die Einschleifung der ICE-Trasse bei Dörfles-Esbach zu nutzen, dann etwa einen Kilometer parallel zu fahren und dann die Trasse auf einer neuen Linie zwei Kilometer weiter nach Oberlauter zu führen.? Danach möchte Eßig die frühere Linienführung wieder aufbauen. ?Mit diesem kurzen Neubauabschnitt stellen wir sicher, dass keine Bebauung im Weg ist?, so Eßig.
Rund 70 Millionen soll die Strecke kosten. Der Pressesprecher der Regionalgruppe Coburg-Südthüringen, Rainer Bier, rechnet damit, dass für solch ein grenzüberschreitendes Projekt auch Mittel aus Brüssel fließen könnten. ?Die Werrabahn ist eine wichtige Zubringerstrecke für das transeuropäische Netz, zu dem die ICE-Neubautrasse ja gehört.?
Beispielsweise könnte die Fahrzeit von Coburg nach Eisfeld um fast eine Stunde verkürzt werden. Heute muss man noch über Sonneberg fahren. Auch für den Gütertransport sei die Strecke hochinteressant, meint Eßig. Oberfranken bekomme mit diesem kurzen Lückenschluss einen direkten Anschluss in Richtung Ruhrgebiet. Auch der Verkehr zu den Nordseehäfen sei für die Wirtschaft attraktiv.
Um den ICE-Haltebahnhof Coburg dauerhaft zu bekommen, gehört für Bier dazu, ihn jetzt schon zu modernisieren. ?Beispielsweise müssen Möglichkeiten geschaffen werden, damit ältere Menschen oder Behinderte bequem Zugang zu den Bahnsteigen bekommen. Der Bahnhof sollte zügig auf ICE-Standard gebracht werden.? Dies sollte möglichst sofort in Angriff genommen werden. Dazu zählt für Bier auch ein attraktives Umfeld und die Integration des Busbahnhofes.
Um die Werrabahn wieder fahren zu lassen, braucht es Unterstützung vor Ort. ?Wenn die Kommunalpolitiker und Wirtschaftsverbände die Strecke fordern, werden wir es bei der Deutschen Bahn AG leichter haben?, so Bier. Mit MdB Hans Michelbach, Vorsitzendem der Mittelstandsunion, hat der Fahrgastverband einen prominenten Befürworter gefunden. Die Ankündigung Michelbachs, eine Arbeitsgruppe zu gründen, in der Wirtschaft, Kommunen, Bahn und Initiativen zusammen und parteiübergreifend für die Region arbeiten, befürworten Eßig und Bier. Sie wollen sich tatkräftig mit einbringen.