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Reine Preisfrage: Die Futtertröge bleiben leer

Ferkelüberschuss: Das Getreide ist teuer, der Kilo-Preis niedrig, viele Landwirte lassen ihre Mastställe lieber leer stehen. FOTO: BURKHARDT

31. Mai 2007

 

VON CHRISTA BURKHARDT

Lebhaft geht es derzeit zu im Winterquartier der Schafe auf dem Hessenhof. 441 Ferkel, gerade entwöhnt, tummeln sich hier, graben Höhlen in einen Strohhaufen, kuscheln und jagen einander. Aber dieses Getümmel war nicht geplant. Ebenso wie derzeit 5000 gleichaltrige Artgenossen in ganz Deutschland sind diese 441 Ferkel übrig.

 

GROßWALBUR ? Wie in jedem Frühjahr legen sich die Zuchtsauen mit zehn bis elf Ferkeln pro Wurf mächtig ins Zeug. Sobald die Ferkel von der Mutter entwöhnt sind, werden sie rund drei Monate mit hochwertigem Spezialfutter aufgezogen, um dann mit zirka 30 Kilogramm Gewicht in die eigentliche Mast zu wechseln. Nach vier Monaten Mast wird geschlachtet. Der normale Weg eines Mastschweins in Deutschland. Allerdings nur, wenn der Preis stimmt.

 

Und der stimmt derzeit nicht. Also werden die Ferkel gar nicht erst aufgezogen. Und wenn doch, winken die Schweinemastbetriebe ab. Lieber lassen sie ihre Ställe leer stehen. Vor einem Jahr bekamen die Mastbetriebe von den Schlachtkonzernen noch 1,60 Euro pro Kilogramm Fleisch. Ein Preis, der sich rechnete. Denn der Doppelzentner Futtergetreide kostete 10 bis 12 Euro.

 

Derzeit zahlen die Schlachtkonzerne 1,34 Euro pro Kilo, das Futter kostet aber 14 bis 15 Euro den Doppelzentner. Das rechnet sich nicht. - Ein Mastschwein bringt es übrigens auf durchschnittlich 93 Kilogramm.

 

?Vom Drauflegen kann keiner leben?, sagt Detlef Hess, der Landwirt, der den Hessenhof betreibt, und kippt den x-ten Eimer eines selbst gemischten Kraftfutters in die Futtertröge. Am vergangenen Freitagabend kamen die Ferkel, die auch der Hessenhof eigentlich gar nicht haben wollte, in Großwalbur an.

 

?Viel Arbeit? machen sie seitdem. Denn Hess und seine Mitarbeiter mussten den sieben bis acht Kilogramm leichten Ferkeln erst das Trinken und das Fressen aus dem Futtertrog beibringen. ?Die kannten ja bis dahin nur Muttermilch.? Mittlerweile haben sie?s raus und schon 150 Kilo Futter vertilgt. Täglich werden es nun mehr werden.

 

Und wenn Hess die Ferkel, die er gar nicht haben wollte, nicht gekauft hätte? ?Dann wären sie wahrscheinlich schon tot. Was soll man denn sonst mit überzähligen Ferkeln machen??, fragt Hess und schüttelt den Kopf. Denn immerhin ?seine? 441 Gäste entgehen diesem Schicksal. Ein Hohn sei das, so wenig Ehrfurcht vor dem Leben zu haben. Tierkinder zu töten, weil sich deren Aufzucht nicht rechnet, an deren Ende sie ohnehin getötet würden. Dann aber hätte man wenigstens noch Wurst und Fleisch zum Essen. ?Keine Ahnung, ob und wie sich das rechnet, was ich da gerade tu?, aber da kann man doch nicht einfach zugucken.?

 

Normalerweise wird auf dem Hessenhof ausschließlich gemästet. Im Stall nebenan stehen die Mastschweine. Bald haben sie das richtige Gewicht erreicht. Leider. Denn derzeit stimmt der Preis nicht. Natürlich kann Hess erst einmal abwarten. Vielleicht steigt der Preis ja. Aber er kann nicht ewig warten. Irgendwann sind die Mastschweine zu alt zum Schlachten.

 

Hess: ?Ich bin kein Bio-Bauer, wirklich nicht. Ich arbeite konventionell, aber mit artgerechter Tierhaltung mit viel Auslauf. Und ich weiß: Zu den aktuellen Fleischpreisen im Lebensmitteldiscount kann ich nicht produzieren. Die sind nicht reell. Wir Landwirte sind immer erpressbar. Wir arbeiten mit der Natur, und wir können die Natur nicht stoppen.?

 

Das weiß auch Armin Kamleiter von der Vermarktungsorganisation für Vieherzeuger, NVG bovex GmbH. ?Vor kurzem hatten wir die gleiche Situation mit der Milch. Jetzt sind es die Schweine. Momentan macht es keinen Spaß. Wir sind Dienstleister der Landwirte und stehen in der Verantwortung. Aber uns sind die Hände gebunden.?

 

Normalerweise gehe ein Ferkel mit 30 Kilogramm Gewicht zum Mäster, sagt Kamleiter. Aber die Ferkelerzeuger zögern und warten lieber noch ein paar Kilo ab. In den Ställen wird es eng, denn die jüngeren Ferkel kommen nach. ?Die Ferkelerzeuger können nicht bremsen. Eine Sau wirft nach 115 Tagen. Das ist nun mal so. Der Mäster kann bremsen, indem er seinen Stall einfach leer stehen lässt.? Und das machen aufgrund der Preise derzeit viele.

 

Kamleiter: ?Dann sind die Ferkel übrig, und man muss ein Plätzchen für sie finden.? Nur gebe es viel zu wenige solche Helfer in der Not wie den Hessenhof.

 

Die Schlachtkonzerne können ihre niedrigen Preise beibehalten. Die Schlachtkonzerne können - im Gegensatz zu den Landwirten - warten. Zwar gibt die zentrale Marktberichtsstelle wöchentlich Preisempfehlungen, aber die sind nicht verbindlich. Vielleicht aber pokern die Schlachtkonzerne zu hoch. Werden zum Beispiel die 5000 Artgenossen der Großwalburer Ferkel getötet statt aufgezogen und gemästet, fehlt in sieben bis acht Monaten das Fleisch von 5000 Schweinen auf dem Esstisch. Wie sie das den Verbrauchern erklären werden, darf man gespannt sein.


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