28. Juni 2010
Die Weltmeisterschaft nimmt jeden in Beschlag. Auch mich. Da werden wegen eines spannenden Spiels Termine verlegt, da hat jede Supermarktkette „Afrikanische Wochen“, da haben selbst die Chips die Geschmacksrichtung „African Taste“. Meine rote Altworttonne quillt über vor afrikanischen Anspielungen. Soviel Fußball und Afrika trübt meine Wahrnehmung. Statt „Karstadt-Pleite“ lese ich im Vorbeigehen „Kapstadt-Pleite“. Könnte ja sein, so teuer, wie das Stadion direkt am Atlantik war, oder? Und ich lese „Johannesburg“ statt „Journalistentag“. Fängt beides mit „Jo“ an, hört mit „g“ auf und ist in etwa gleich lang. Was soll es während der WM-Zeiten also anderes sein? Der „African Taste“ ist auch in das Englisch der südafrikanischen Zeitungen geschwappt – das waren aber eher die Buren als die WM. Auf den Titelseiten ist allerhand „lekker“, was bei uns wohl „super“ wäre. Lekker Fußball, lekker Präsident, lekker Premiere. Und so weiter. Eine lekker Idee kommt nach der Vorrunde aus Deutschland. Der Verein „Das größere Tor e. V.“ möchte die Fußballtore vergrößern. Neun Zentimeter sollen sie höher werden, auf jeder Seite sieben breiter. Das alles, damit das Tor leichter und die Pfosten seltener getroffen werden. Jeder zweite Lattenschuss sei dann ein Tor, rechnet der Verein vor. Die Torhüter werden das nicht so lekker finden.
Tim Birkner