30. Oktober 2010
„Obst ist gesund“, das ist so ein typisch deutscher Satz. Eltern fügen gerne noch eine Aufforderung hinzu: „Iss Obst, mein Kind, es ist gesund“. Wenn es ganz dicke kommt, können auch Drohungen folgen. „Sonst“ passiert etwas Schlimmes. Die Zähne fallen aus, die Knochen wachsen nicht, Vokabeln lassen sich schwerer merken. Was sich Eltern eben so auf die Schnelle einfallen lassen – oder aus ihren eigenen Kindertagen noch im Ohr haben. Die Engländer haben´s da leichter „An apple a day, keeps the doctor away“. Keine Drohung, eine Verheißung. Und Äpfel gibt es bei uns doch zuhauf. Die müssen nicht aus dem Alten Land an der Elbmündung kommen, nicht vom Bodensee und auch nicht aus Südtirol. Die Streuobstwiese bei Kloster Banz genügt – oder der eigene Garten mit Apfelbaum. Immer mehr Aufgaben werden von den Eltern auf die Schulen verlagert, und damit nimmt die behördliche Flüsterpost ihren Lauf. Aus „Obst ist gesund“ ist auf dem Weg nach Brüssel und zurück das „EU-Schulfruchtprogramm“ geworden. „Inhalt der Schulfruchtlieferungen sind frisches Obst und Gemüse einschließlich – entsprechend der EU-Vorgabe – Bananen.“ So läuft doch jedem schon das Wasser im Mund zusammen. 2,4 Millionen Euro gibt allein Bayern für Äpfel und Birnen an den Schulen aus. Vielleicht sollten auch die Bürokraten sich täglich einen Apfel gönnen. Ist bestimmt auch gut für´s Vokabular...
Tim Birkner