08.03.2007
NIEDERFÜLLBACH ? Walter Esch (48) ist seit 1990 Bürgermeister in Niederfüllbach. Der gelernte Bankkaufmann ist noch Personalratsvorsitzender der Sparkasse Coburg-Lichtenfels in Teilzeit, denn er führt das Bürgermeisteramt ehrenamtlich. Der SPD-Politiker ist seit 1980 kommunalpolitisch aktiv und sitzt seit 1984 im Gemeinderat.
In einem Jahr ist Kommunalwahl. Was wird in Niederfüllbach bis dahin noch angepackt? Was wollen Sie als Bürgermeister in jedem Fall noch fertig bringen?
Niederfüllbach ist in einer Sondersituation. Unsere Finanzen zwingen uns, die Investitionen auf das sehr Wesentliche zu reduzieren. In den kommenden zwölf Monaten ist das die Erneuerung eines Durchlasses am Erlenweg, der uns rund 60 000 Euro kosten wird. Ansonsten müssen wir weiter Schulden abbauen, damit wir den kleinen Spielraum, den wir uns inzwischen erarbeitet haben, vergrößern können. Seit 2002 haben wir bereits 300 000 Euro abgebaut und stehen momentan bei rund 800 000 Euro Schulden. Bis 2010 möchte ich diese Schulden halbieren.
Der finanzielle Druck ist in jedem Fall nicht so groß, dass wir uns über die Selbständigkeit der Gemeinde Gedanken machen müssten. Wir hoffen, dass der Landkreis in diesem Jahr den Radweg aus Richtung Meschenbach bis Creidlitz verlängert. Außerdem werden wir in den kommenden Monaten zur ICE-Großbaustelle. Bereits im April soll Baubeginn für die Einschleifung sein. Das wird Niederfüllbach absolut verändern.
Mein größtes Sorgenkind ist die neue Brücke über die Bahn zum Flugplatz Steinrücken. Da sind wir verpflichtet, uns an der Finanzierung mit rund einem Drittel zu beteiligen. Das kann für uns in die 100-Tausende gehen. Ich möchte in jedem Fall darauf achten, dass die Bahn ihre Zusagen einhält und die Bürger von Niederfüllbach so wenig wie möglich mit dieser Großbaustelle belastet werden.
Wie versuchen Sie Ihre Arbeit als Bürgermeister von der des Wahlkämpfers zu trennen?
Es gibt keine Situation in der es ?klack? macht und dann bin ich nicht mehr Bürgermeister, sondern Wahlkämpfer. Das wäre ja schizophren. Ich sage meine Meinung, wie ich sie mir denke und überlege nicht vorher ob ich gerade Bürgermeister oder Wahlkämpfer bin. Überhaupt finde ich ?Wahlkampf? nicht gut. ?Kampf? unterstellt immer, ich würde Gewalt anwenden - und das lehne ich ab. Bei mir kommen die Argumente auf den Tisch und basta. Nachdem ich mehrere Arbeitsplätze habe, sind mein Handy und mein Organizer meine Wahlkampfzentrale - und die Rechnung zahle ich immer selber.
Die Wahlbeteiligung sinkt. In Frankfurt gingen beispielsweise nur noch ein Drittel der Wahlberechtigten an die Urne, um ihre Oberbürgermeisterin zu wählen. Was möchten Sie in den kommenden zwölf Monaten tun, damit möglichst viele Bürger zur Wahl gehen?
Was ist die Aufgabe der politischen Gemeinde? Wir müssen informieren, und das tun wir mit unserem Mitteilungsblatt und im Internet, wo alle Protokolle der Sitzungen nachlesbar sind. Außerdem gibt es die Bürgerversammlungen. Wie locke ich die Leute hinter dem Ofen hervor? Einen Großteil dieser Motivation müssen die Parteien, Wählergruppierungen und Bewerber leisten, nicht der Bürgermeister.
Wie sieht für Sie ein guter und fairer Wahlkampf aus?
Persönliche Angriffe vermeiden und sich auf die Argumente konzentrieren, die man dann aber durchaus hart vertreten kann.