11. August 2008
Neida – „Straßenschäden – 2 km“ steht noch auf einem Warnschild kurz hinter Wiesenfeld. 200 Meter später merkt der Autofahrer auf dem Weg nach Bad Rodach, wie die Zukunft aussehen könnte. Auf einer deutlich breiteren Straße als bislang rollt der Verkehr und holpert nicht mehr. „30 Lastzüge in jeder Richtung allein mit Klimasystemen von Valeo – jeden Tag“, sagt Bad Rodachs Bürgermeister Gerold Strobel und zeigt auf einen grünen Laster mit oranger Plane. Die Staatsstraße 2205 ist wichtig für die Badstadt, das betonen sie alle: Innenstaatssekretär Jürgen W. Heike, Landrat Michael Busch, Meeders Bürgermeister Josef Brunner. Dafür hat das staatliche Bauamt 1,2 Millionen Euro in die Hand genommen und seit Herbst 2007 an der Straße gebaut. Rechtzeitig zur Eröffnung der Autobahn A 73 zwischen Ebersdorf und Lichtenfels am 5. September und rechtzeitig vor der Landtagswahl am 28. September ist das Teilstück fertig geworden. Das macht bei Politikern und Anwohnern natürlich Appetit auf mehr. Damit die Laster von Rodach bis zum Käserkreisel und dann weiter auf die Autobahn rollen können, fehlt noch das wichtige Stück zwischen Wiesenfeld und dem Kreisel, fünf Kilometer, 14 Millionen Euro Steuergelder. „Die Stadt Coburg hat für den Abschnitt auf Stadtgebiet bereits Baurecht geschaffen und will in der nächsten Zeit mit den Bauarbeiten beginnen“, verkündet Heike. Im Landkreis hofft er auf einen zügigen Kompromiss, damit noch heuer das Planfeststellungsverfahren eingeleitet werden kann. Ab 2010 könnte dann gebaut werden, falls nicht wegen der umstrittenen Streckenführung bei Sulzdorf und Kösfeld geklagt wird.
„Noch in diesem Jahr bauen wir für 200 000 Euro die Ortsdurchfahrt in Bad Rodach“, sagt Heike und Bürgermeister Strobel strahlt. Seit 15 Jahren schreibt er Briefe, kämpft für „seine Nabelschnur“ nach Coburg: „Wenn ich von der neuen Straße auf die alte fahre, kommt mir das heute wie ein Feldweg vor.“
Einen echten Feldweg hatte ein findiger Reisebus während der Bauarbeiten als Abkürzung erkoren. „Als er schon im Wald war, wollte der Fahrer wenden und rutschte in den Graben“, beschreibt Meeders Bürgermeister mit einem Schmunzeln die kuriosen Seiten der Bauzeit. Erst nachdem einige Bäume gefällt waren, konnte der Bus mit vereinten Kräften wieder auf den rechten Weg gebracht werden.
Viele der Anwohner in den Dörfern hätten, so Brunner, zu spüren bekommen, wie viel Verkehr inzwischen auf der Hauptachse nach Thüringen fließt. „Für Neida allerdings kehrt der Alltag zurück“, so Landrat Busch. An der Ortsdurchfahrt werden in den kommenden drei Wochen zwar noch einige Restarbeiten ausgeführt, doch der Verkehr fließt wieder durch den Ort. „Es geht um die wirtschaftliche Entwicklung unserer Region. Flexibilität ist heute angesagt. Die Menschen brauchen das Auto, um damit zur Arbeit zu kommen“, sagt Busch. So sei ein gutes Straßennetz für eine Lebensqualität unabdingbar. Busch mahnte allerdings auch bei der Staatsregierung an, die in den vergangenen Jahren gekürzten Mittel für den öffentlichen Nahverkehr wieder aufzustocken. Zum Beispiel für die Bimmelbahn nach Bad Rodach, damit die Badegäste nicht nur mit dem Auto, sondern auch mit der Bahn zügig anreisen können.
Tim Birkner