19. September 2007
BAD RODACH - Michaela Brehm arbeitet seit zwei Jahren als Sekretärin von Bürgermeister Gerold Strobel im Bad Rodacher Rathaus. Die gelernte Industriekauffrau hält ihm den Rücken frei.
Trinkt Bürgermeister Gerold Strobel seinen Kaffee eigentlich schwarz oder mit Zucker und Milch?
Im Moment trinkt er gar keinen und das schon eine ganze Weile (lacht).
Wenn der Bürgermeister morgens ins Büro kommt: Woran erkennen Sie, dass er gute Laune hat?
Am Gesicht und daran wie er "Guten Morgen" sagt. Wenn er versunken reinkommt, dann geht ihm etwas im Kopf herum - dann sollte man ihn am besten erst einmal in Ruhe lassen.
Momentan wird der Kurdirektor ausgewechselt, in einem halben Jahr sind wieder Kommunalwahlen. Ist der Bürgermeister da nervöser als sonst?
Das Thermalbad hat ihn ganz schön belastet. Jetzt ist er eher erleichtert. Als Bürgermeister wurde er ja vor einem Jahr bereits wiedergewählt - ohne Gegenkandidaten. Er hätte also ganz locker in die Wahl gehen können. Aber er möchte am liebsten alle Leute hinter sich wissen. Er macht unheimlich viel für Bad Rodach und möchte es natürlich auch bestätigt bekommen. Die kommende Stadtratswahl hinterlässt bei ihm bislang keine Spuren.
In den Vorzimmern der Bürgermeister sitzen meistens Frauen, die Bürgermeistersessel sind im ganzen Coburger Land mit Männern besetzt. Was meinen Sie, haben Frauen kein Interesse an einem solchen Amt?
Zutrauen würden sich das sicherlich einige. Dahinter steht aber oft die Familie und vor allem die Kinder. Bei den Männern kümmert sich die Frau darum, umgekehrt ist das nicht so einfach. Fachlich gibt es sicherlich eine Menge Frauen, die das könnten. Doch es geht nicht nur um das Fachliche: "Bürgermeister" ist ein Rund-um-die-Uhr-Job. Viele Dinge, die er macht, merkt man gar nicht. Manchmal sehe ich ihn in der Zeitung und denke mir, da war er also auch noch. Er führt seine Termine selbst, daher weiß ich auch nicht alles.
An Ihnen kommt niemand vorbei, wenn er zum Bürgermeister will. Verraten Sie uns Ihre beste Ausrede, warum es gerade eben nicht möglich ist, den Bürgermeister zu sprechen?
"Er ist gerade in einer Besprechung", ist der Klassiker. Die wirklich guten darf ich nicht verraten, sonst funktionieren sie ja nicht mehr. Manchmal braucht es einfach Notlügen, damit der Bürgermeister etwas in Ruhe abarbeiten kann. Aber ich schreibe ihm immer alles auf und er ruft grundsätzlich zurück - manchmal dauert es halt etwas länger.
Sie erleben hier jeden Tag eine ganze Menge. Was werden Sie Ihren Enkeln noch erzählen?
Ich bin ja erst zwei Jahre im Rathaus. Da kommt sicher noch einiges auf mich zu. Vieles bekomme ich ja mit, höre, was die Menschen auf der Straße reden, weiß, dass es ganz anders ist - und darf nichts dazu sagen.
Mal ganz ehrlich: Denkt der Bürgermeister an Ihren Geburtstag?
Ja. Er denkt an alle, nicht nur an mich. Wir sammeln vor jedem Geburtstag, damit jeder hier im Rathaus eine Kleinigkeit bekommt.
INTERVIEW: TIM BIRKNER